Mehr Bäume - Niedersachsen forstet auf legt los
Niedersachsen legt los - Zehntausende Setzlinge sollen geschädigte Harzflächen zu robusten Mischwäldern umformen.
Mehr Bäume: Niedersachsen forstet auf legt los
Warum Aufforstung in Niedersachsen jetzt wichtig ist
Niedersachsen steht – wie ganz Deutschland – vor der Herausforderung, seine Wälder fit für die Zukunft zu machen. Die Folgen der Dürresommer 2018 bis 2020, Stürme und der Borkenkäferbefall haben in den Wäldern deutliche Spuren hinterlassen. Im Harz, einem der wichtigsten Waldgebiete des Landes, sind seit 2018 über 11.600 Hektar Fichtenwald abgestorben – das entspricht rund 90 % des früheren Fichtenbestands im Nationalpark Harz. Landesweit sind etwa vier von fünf Bäumen geschädigt. Laut Lars Hermes, Gründer der Aufforstungs-Initiative Aktion Baum, befinden wir uns „in der größten Krise des deutschen Waldes“ – rund 80 % des Waldes sind krank, und keine einzige heimische Baumart ist mehr kerngesund. Selbst bislang robuste Arten wie Eiche und Buche zeigen Krankheitssymptome. Der voranschreitende Klimawandel verschärft diese Probleme und setzt den Bäumen enorm zu.
Angesichts dieser Lage gewinnt die Aufforstung – also das aktive Anpflanzen neuer Bäume – eine zentrale Bedeutung. Mehr Bäume bedeuten mehr Klimaschutz, denn Wälder sind wichtige CO₂-Speicher. Deutschlands Wälder binden pro Jahr etwa 127 Millionen Tonnen CO₂ und leisten damit einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Zugleich stabilisieren Wälder das lokale Klima, schützen Böden vor Erosion und bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. In Niedersachsen sind zwar rund 21 % der Landesfläche bewaldet (über 1 Million Hektar), doch dieser Waldanteil könnte höher sein. Zum Vergleich: Vor ein paar tausend Jahren waren fast 80 % Deutschlands von Wald bedeckt – heute sind es nur noch rund 32 %. Die Menschen haben über Jahrhunderte Wälder gerodet und Flächen versiegelt. Umso wichtiger ist es jetzt, verloren gegangene Waldflächen wieder aufzuforsten und bestehende geschädigte Wälder zu renaturieren. Jede gepflanzte junge Eiche, Buche oder Tanne kann langfristig dazu beitragen, die Lücken zu füllen und einen widerstandsfähigen Mischwald der Zukunft zu formen.
Waldzustandsbericht 2024: Alarmierende Fakten aus dem Forst
Der jährlich erhobene Waldzustandsbericht 2024 für Niedersachsen untermauert die besorgniserregende Situation. Einige zentrale Fakten daraus sind:
- Kronenverlichtung: Im Schnitt sind 21 % der Baumkronen deutlich ausgedünnt, was den anhaltend schlechten Gesundheitszustand vieler Bäume zeigt. Dieser Wert liegt auf dem hohen Niveau der letzten Jahre.
- Stark geschädigte Bäume: Der Anteil an stark geschädigten Bäumen (mit sehr starker Kronenverlichtung) liegt bei 3,4 % – das ist zwar 0,7 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, aber immer noch doppelt so hoch wie im langjährigen Mittel.
- Absterberate: Der Baumverlust bleibt hoch. 0,4 % der Bäume sind innerhalb eines Jahres abgestorben, was doppelt so viel ist wie im Durchschnitt vergangener Jahrzehnte. Immerhin liegt dieser Wert aber unter den Spitzenwerten der Dürrejahre 2019 bis 2022.
- Schädlings- und Pilzdruck: Die feucht-warme Witterung zu Beginn des Jahres 2024 hat Pilzbefall begünstigt, etwa an Eichen. Zugleich breiten sich Schadinsekten wie der Eichenprachtkäfer weiter aus. Besonders Nadelbäume wie die Fichte leiden nach wie vor unter den Folgen von Trockenheit und Borkenkäferbefall.
Diese Zahlen verdeutlichen: Zwar gab es durch die Niederschläge 2023/24 eine leichte Entspannung bei der Wasserversorgung im Wald, aber Entwarnung kann nicht gegeben werden. Das Schadniveau bleibt hoch.
"verzögert an den Folgen des Extremwetters der Jahre 2018 bis 2023 leidet"
betont Forstministerin Miriam Staudte, dass der Wald „verzögert an den Folgen des Extremwetters der Jahre 2018 bis 2023 leidet". Die aktuellen Schäden liegen immer noch etwa doppelt so hoch wie normal. Es bleibt also dringend nötig, den Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern voranzutreiben – und neue Bäume zu pflanzen.
Aktion Baum: Eine gemeinnützige Aufforstungs-Initiative legt los
Vor diesem Hintergrund übernimmt die gemeinnützige Organisation Aktion Baum eine wichtige Rolle. Sie hat es sich zum Ziel gesetzt, dem Waldsterben in Deutschland mit konkreten Pflanzaktionen entgegenzutreten. Initiator und Durchführer der neuen Baumpflanzungen in Niedersachsen ist Aktion Baum (ggmbH) mit Sitz in Hamburg (aktion-baum.org). Gründer Lars Hermes hat die Non-Profit-Organisation 2020 ins Leben gerufen, um speziell den heimischen Wald zu unterstützen. Viele bestehende Aufforstungsprojekte konzentrieren sich auf Ausland oder handeln kommerziell, doch Aktion Baum setzt bewusst auf Transparenz und Regionalität: Jeder von Aktion Baum gepflanzte Baum steht in Deutschland und kann von Spendern besucht werden. Die Vision dahinter ist, biodiverse Mischwälder zu schaffen, die dem Klima von morgen standhalten – anstatt Monokulturen oder rein wirtschaftlich ausgerichtete Forste.
Aktion Baum arbeitet mit Forstwissenschaftlern zusammen, um sinnvoll aufzuforsten. Gepflanzt werden standortgerechte Baumarten, oft robuste Laubbaum-Mischungen. An mehreren Standorten bundesweit – darunter auch in Niedersachsen, z.B. in Goslar (Harz) oder Buchholz in der Nordheide – werden Setzlinge in den Boden gebracht. Allein im Jahr 2024 hat sich Aktion Baum vorgenommen, 100.000 neue Bäume zu pflanzen. Bis zum Frühjahr waren bereits rund 19.000 Bäume erreicht. Diese Pflanzaktionen sind ein wichtiger Beitrag zur Wiederaufforstung geschädigter Flächen, etwa ehemals dichter Fichtenwälder, die durch Borkenkäfer kahl geworden sind.
„Wir müssen jetzt handeln", mahnt Lars Hermes eindringlich. Jede gepflanzte Kiefer, jede Eiche kann Teil der Lösung sein. Hermes betont, wie wichtig es ist, nicht zu warten, denn jeder weitere Dürresommer verschärft die Lage.
"Jeder Bürger und jedes Unternehmen kann sich engagieren"
so der Gründer – vom einzelnen Spender bis zum Konzern könne jeder helfen, den Wald zu retten. Dabei helfe schon ein kleiner Beitrag, um gemeinsam Großes zu bewirken.
Gemeinsam aufforsten: Wie Bürger und Unternehmen helfen können
Freiwillige Helfer und Firmenmitarbeiter feiern eine erfolgreiche Pflanzaktion von Aktion Baum im Wald (Symbolbild).
Die Rettung des Waldes geht uns alle an. Genau hier setzt Aktion Baum mit breiter Beteiligung an. Bürgerinnen und Bürger können sich beispielsweise als freiwillige Helfer an Pflanztagen beteiligen. In ganz Niedersachsen – vom Harz bis zur Heide – werden immer wieder öffentliche Pflanzaktionen organisiert, bei denen tausende junge Bäume in die Erde gebracht werden. Mit Spaten und Gießkanne ausgerüstet, können Freiwillige dabei direkt vor Ort erleben, wie neues Leben gepflanzt wird. Solche Events sind nicht nur ökologisch wertvoll, sondern vermitteln auch ein Gefühl von Gemeinschaft und Hoffnung.
Auch Unternehmen sind gefragt: Viele Firmen in Niedersachsen und ganz Deutschland übernehmen Verantwortung und unterstützen Aufforstungsprojekte. Aktion Baum bietet speziell konzipierte Pflanzevents für Firmen an. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflanzen dabei im Team Bäume, was gleichzeitig den Teamgeist stärkt und ein positives Signal nach außen sendet. So ein Corporate-Volunteering-Tag im Forst lässt sich hervorragend in die betrieblichen CSR-Strategien integrieren. Einige Unternehmen verschenken auch symbolisch Baumspenden an Kunden oder pflanzen für jedes verkauftes Produkt einen Baum – der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist vor allem, jetzt aktiv zu werden.
Lars Hermes berichtet aus Erfahrung, wie motivierend solche Einsätze sind: Sobald ein junger Baum in der Erde steht und man in strahlende Gesichter blickt, „gibt es einem viel Kraft und Liebe“. Warum also nicht einen Ausflug ins Grüne machen und selbst Hand anlegen? Jede Baumpflanzung ist ein Schritt in Richtung Zukunft. Und jeder Setzling, der heute in niedersächsischen Boden kommt, könnte in einigen Jahrzehnten ein mächtiger Baum sein, der Schatten spendet, CO₂ bindet und Lebensraum bietet.
Fazit: Mehr Bäume für ein klimastabiles Niedersachsen
Die Initiative “Niedersachsen forstet auf” ist der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Angesichts der alarmierenden Waldschäden zeigen Projekte wie die der Aktion Baum: Wir können etwas tun und wir müssen jetzt handeln. Durch Aufforstung werden die Weichen gestellt für die Wälder von morgen – artenreich, klimaresilient und stark. Jeder gepflanzte Baum ist ein Hoffnungszeichen, dass Niedersachsens Wälder eine Zukunft haben. Gemeinsam – Politik, Forstexperten, Naturschutzorganisationen, Unternehmen und engagierte Bürger – lässt sich das ehrgeizige Ziel erreichen: Mehr Bäume für Niedersachsen, damit der Wald als grüne Lunge, Klimaschützer und Naturerbe erhalten bleibt.
Werde Teil der Lösung
Unterstütze die Initiative “Niedersachsen forstet auf” und hilf dabei, Niedersachsens Wälder für die Zukunft zu sichern.
